- Stefan Beermann
Zitterpartie - ein Mantel für den Hund
Zitterpartie -ein Mantel für den Hund
„Unsere Hunde stammen doch vom Wolf ab. Da ist es doch wohl totaler Quatsch einem Hund einen schützenden Mantel anzuziehen, weil er angeblich friert.“ Genau das sagte mir mal ein Hundebesitzer. Diese Information geben Sie mal dem kleinen Mops oder sagen es einem großen Rhodesian Ridgeback, der mit wenig Unterwolle lebt und ursprünglich aus dem sonnigen Afrika kommt, dass er gefälligst nicht zu frieren hat, weil seine Vorfahren irgendwann mal Wölfe waren. Ihn interessiert sein Wolfserbe relativ wenig. Diese Hunde frieren einfach bei bestimmten Temperaturen. Kurzhaarige Hunde, kleinere Hunde, kranke Hunde oder alte Hunde frieren oft schneller. So gibt es auch bei Hunden, wie bei uns Menschen, ein unterschiedliches Kälteempfinden. Es gibt wahre „Frostbeulen“ unter ihnen und andere Hunde, die aufblühen, sobald es kälter wird.
Ich kann mich gut an meine Studienzeit in Münster erinnern, wo ich mit meinem damals sehr alten Hund immer ein bisschen verschämt mit „Hund im Mantel“ rum gelaufen bin. Zu dieser Zeit war ich noch kein Hundetrainer und war mir nicht so sicher, ob das richtig ist. Man wurde von so machen Menschen schon schief angeschaut und der Coolnesfaktor war natürlich auch dahin.
Das hat sich heute komplett geändert. Mittlerweile ist ein Hundemantel schon ein Modeaccessoire oder die Oma strickt sogar einen Pullover für den Hund. Jedem das seine. Solange der Hund den Mantel gerne trägt und sich wohl fühlt, soll es mir als Trainer egal sein. Die Geschmäcker sind halt verschieden. Für mich ist nur wichtig, der Hund muss Hund bleiben d. h. er muss sich trotz schicken Mantels wälzen dürfen und durch den Dreck rennen sollte dann auch kein Tabu sein, nur weil der Mantel schmutzig werden könnte. Wenn wir Hundebesitzer dem Hund einen Mantel anziehen, muss dieser gut sitzen und auch die Bachpartie gut schützen. Wird der Mantel allerdings zum stylischen Firlefanz, bin ich als Trainer raus.
Jetzt wird’s für viele Nichthundebesitzer wahrscheinlich ganz absurd: Es gibt sogar Bademäntel für Hunde. Er besteht i. d. R. aus Frottiere, Baumwolle oder Leinen und ist kuschelig weich. Mittlerweile bin ich ein richtiger Fan von diesen Mänteln geworden. Gerade für Hunde, die lange brauchen, um wieder zu trocknen oder Hunde die z. B. zu Blasenentzündungen oder ähnliche Erkrankungen neigen, kann der Mantel super helfen. Es gibt Hunde, so wie meine, die müssen, egal bei welcher Temperatur, jede Pfütze und jeden Bachlauf beim Spaziergang erkunden. Die Bademäntel schützen nach dem nach dem Spaziergang den Hund vor dem Auskühlen z.B. im Autotransport nach dem Spaziergang im Regen. Auch der jagdlich arbeitenden Hund, der aus dem Wasser apportiert, ist nach getaner Arbeit bei kalten Temperaturen froh, wenn er warm gehalten wird.
Was können nun Anzeichen für einen frierenden Hund sein? Das Gangbild verändert sich, der Hund zieht den Rücken hoch oder die Rute unter den Bauch. Wenn der Hund draußen zittert, kann das ein deutliches Anzeichen von frieren sein. Auch kann es sein, dass der Hund bei nassem oder kaltem Wetter gar nicht mehr das Haus verlassen will. Wir Hundebesitzer sollten unseren Hund also gut beobachten, ob er draußen oder auch nach dem Spaziergang im Auto, im Haus friert und im Bedarfsfall einen Mantel für den Hund parat liegen haben. Wenn Sie also irgendwann mal einen Hund im Mantel begegnen, treffen sie wahrscheinlich auf einen Hundebesitzer, der einfach fürsorglich mit seinem Hund umgeht. Im Sinne des Tierwohls kann ein Hundemantel eine sinnvolle Sache sein.